Es war einer dieser Sommer (m)einer Jugend, die aus irgendwelchen Gründen im Gedächtnis geblieben sind. Wahrscheinlich hat das mit dem Neuen zu tun, was man in dieser Zeit erlebt; das erste Mal bis zum Ohrenstillstand alkoholisiert, vom Knutschen zum Fummeln kommen, neue Musik entdecken, so Dinge eben. Und so ein „Novum“ war dann auch dieses Lied, was die damals in meinem Ort existierende Rock ’n Roll Band im Repertoire hatte, nicht Great Balls Of Fire, nicht Oh Gee!, nicht In The Still Of The Night, sondern eines mit dem etwas merkwürdigen Titel Sheena Is A Punkrocker.
Ich habe die Leute in der Band dann gefragt, was das denn wohl für ein Song sei, der ginge ja gut los, Rock ’n Roll würde ich ja kennen, aber was wäre denn mit Punkrock gemeint und was denn überhaupt ein Sheena sei wollte ich auch wissen. Mit einem Lächeln, das sich bestimmt aus Lustigmachen über den kleinen Bengel mit den vielen Fragen, aber auch aus Freude über das Interesse an der Musik zusammensetzte, bekam ich meine Antworten: Sheena ein Mädchenname (den ich immer noch toll finde, Sheena, das sieht einfach cool aus), Punkrock eben PUNKFUCKINROCK und das Lied von den Ramones aus NYC.
Einer der Gitarristen holte mich dann eines Nachts ab (jup, ich bin des Nächtens aus meinem Kinderzimmer durchs Fenster abgehauen und habe mich mit Älteren rumgetrieben, gut, mein Zimmer war ebenerdig, das ist jetzt nicht sooo rebellisch wie sich das erst anhört, aber trotzdem) und nahm mich mit zu einer Freundin, bei der die Eltern nicht da waren. Dort begaben wir uns in den Musikkeller, haben (in später Nacht) Eis aus der Gefriertruhe „geklaut“ und verspeist und mir wurde das Doppel-Live Album der Ramones vorgespielt. Mit einem Onetwothreefour begann so ungefähr jeder Song, der auch irgendwie schon wieder vorbei war bevor man das so richtig realisiert hatte. Eben genau wie guter Rock ’n Roll zu sein hat, man stoppe nur mal die frühen Elvis Aufnahmen, da hat alles, was über 2 Minuten ist schon fast ’ne Opernhafte Länge.
Gestern ist mit Tommy Ramone der letzte der ursprünglichen Ramones gestorben. Und ich habe heute noch den Geruch, den Geschmack und den Sound dieser Sommernacht im Kopf.